18/08/2004

Verliert der Westen den Krieg gegen den Terrorismus?

Hier eine auch materiell ergiebige Rezension zweier neuer Bücher zum Thema, u.a. einer offenbar recht spannenden Arbeit eines CIA Analytikers (inkl. Kriegszielen bin Ladins). Einige dieser Kriegsziele widersprechen direkt westlichen Sicherheitsinteressen. Erschreckende Essenz: Bush macht nicht zu viel, sondern zu wenig und erst noch falsch!

Ethisch am stärksten beunruhigt mich aber schon seit einiger Zeit eine Frage, die mindestens in der Rezension nur anklingt: Was, wenn die neuartige Strategie der network based warfare mit ihrer Betonung schneller Präzisionsschläge gegen gegnerische Kommando- & Kontrollinfrastruktur mit vergleichsweise geringen Kollateralschäden, mithin die "zivilisierte westliche Art der Kriegführung", von einem in apokalyptischen Kategorien ("Ihr wollt das Leben - wir wollen den Tod") denkenden Gegner nicht als zivilisatorische Leistung, sondern als moralische Schwäche wahrgenommen wird? Was, wenn wie weiland bei den Babyloniern der Sieg des Gegners nur akzeptiert wird, wenn der Triumphator mit dem Kampfwagen über Abertausende abgeschnittener Köpfe fährt? Oder ganz direkt und unverblümt: Kann ein Vernichtungskrieg zur Wahrung westlicher Sicherheitsinteressen - selbstverständlich als ultima ratio - richtig und führbar sein?

Diese Fragestellung ist meines Wissens neu, weil der Luxus dieser Differenzierung im noch nicht so lange vergangenen Zeitalter der Massenkriege gar nicht verfügbar war; zuvor wurden Kabinettskriege unter der Kontrolle von Eliten geführt, die Sieg und Niederlage von einem strengen Ehrenkodex diktiert sahen. Und dann sind wir wahrscheinlich schon bald wieder bei den Babyloniern ...

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