Die Herren der Welt

Eben habe ich das Buch Die Herren der Welt von Clemens Verenkotte fertig gelesen. Als Herren der Welt wird natürlich die Administration Bush und insbesondere eine kleine Gruppe einflussreicher Neokonservativer bezeichnet. Das Buch ist eine kenntnisreiche und wohldokumentierte Abrechnung mit dem Umgang der Administration mit den internationalen Beziehungen der Vereinigten Staaten, der nur als imperialistisch bezeichnet werden kann. Dabei kann der Autor nicht einmal des in Europa virulenten Anti-Amerikanismus geziehen werden, beschreibt er doch oft die vernünftigen Praktiken früherer Administrationen, u.a. jener von Bush senior.

Vielmehr zeigt er die fundamentale (und fundamentalistische) Abkehr der Administration vom früheren Gleichgewichtsdenken, welches in der Folge von 9/11 ersetzt wurde durch primär unilateral ausgerichtetes Verfolgen nationaler (Energie-)interessen. Wenn das auf geschickte und nachhaltige Weise gemacht würde, wäre das ja nicht einmal schlimm bzw. durchaus nachvollziehbar - übel wird es aber, wenn man des Mal für Mal nachgewiesenen Dilettantismus bei der Umsetzung ansichtig wird! Ganz kleines Beispiel: Das aus meiner Sicht unverzeihliche Fehlen einer nation building Strategie im Irak nach dem Sturz des Regimes scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass die nationale Sicherheitsdirektive 24 des Präsidenten den Irak rein dem Pentagon unterstellt hat, welches die umfangreichen vorliegenden Pläne des Aussenministeriums nicht einmal zur Kenntnis genommen hat. Oder: Wiederholt werden Aussagen belegt der Art, dass irgendeine Bedrohung "grösser sei als von den Geheimdiensten dargestellt" - wer wenn nicht damit betraute Regierungsstellen könnte derartige Einschätzungen vornehmen, und dabei erst noch derart spektakulär scheitern (in die falsche RIchtung)?! Klammerbemerkung: Einige der beschriebenen Verhaltensmuster erinnern mich an bei der SVP beliebte Argumentationslinien - bedenklich!

Fazit: Hoffen wir auf die Weisheit des amerikanischen Volkes! Andernfalls werden wir wohl ca. im März 2006 eine Invasion des Iran mitverfolgen können.