18/07/2004

Interessantes aus der Weltwoche

Dieser Artikel über das bestensfalls zweideutige, wenn nicht gar positive Image Hitlers ausserhalb Europas bzw. der USA ist beunruhigend. Wo Hitler in Europa nach dem Ende der Relativismus-Debatte als der Inbegriff des Bösen überhaupt gilt (einer der Hitler-Attentäter, Baron Philipp Freiherr von Boeselager, glaubt in der heutigen Ausgabe der Sonntagszeitung gar, dass Hitler vom Teufel geführt wurde), so scheinen die Meinungen im Nahen Osten, in Afrika und Asien unendlich viel positiver zu sein. Es wäre schön, wenn dies, wie die Autoren vermuten, tatsächlich nur mit der zu geringen Information über historische Realitäten zu tun hätte. Zu befürchten ist vielmehr, dass politische Naivität und Eindimensionalität ausschlaggebend sind. Im Nahen Osten scheint er z.B. verehrt zu werden, weil er der Feind des Erbfeindes (Israel) und somit "natürlicher Verbündeter" (Sadat) war! Der Islamo-Faschismus scheint hier tatsächlich zu den Wurzeln zurückzufinden. In Afrika scheint man ohnehin den Greueln absoluter Macht gegenüber abgebrühter zu sein und unterstützt "starke Männer", in welcher Form auch immer sie auftreten. Gefährlich sind diese Phänomene, weil sie indirekt auf unsere Hitler-Interpretation zurückwirken könnten.

Angenehmere Lektüre ist dieses Interview mit dem deutschen Philosophen Peter Sloterdijk. Besonders interessant finde ich seine Aussagen zum Thema Individualismus ("Nach meiner Definition gibt es ohnehin keine Individuen, es gibt lediglich Dividuen, das heisst Teile von Paaren beziehungsweise von Haushalten, wobei ein Alleinlebender in der Regel ein Individuum ist, das durch geeignetes Training gelernt hat, mit sich selbst ein Paar - oder einen Haushalt - zu bilden.") bzw. über den Dilettantismus der amerikanischen Realpolitik z.B. im Vergleich mit der von Bismarck'schen. Dilettantismus! Dass ich das besonders interessant finde, wird wohl damit zu tun haben, dass ich den Rest nicht verstanden habe ... ;-)

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