Keinesfalls wird hier eine 1. August Rede vom Stapel gelassen, wenn nur aus dem einfachen Grund, dass ich nicht rede, sondern schreibe, und sowieso ist heute erst der 31. Juli. Der 1. August - Nationalfeiertag, ein Feiertag in der ganzen Schweiz, Dauerfeuerwerk überall, aber schon am Abend vorher, man will ja schliesslich - anders als die Franzosen am 15. Juillet - am Tag danach ausgeschlafen daherkommen!
Womit wir doch beim Thema wären: Schlaf! Der heutige Leitkommentar der NZZ handelt vom unruhigen Schlaf des Selbstgerechten und stellt andere Ueberlegungen an als so manche patriotisch-peinliche 1. August Ansprache. Er handelt von Dürrenmatts Frage, was denn das Ende der Schweiz wäre. FD beantwortet die Frage natürlich selbst - wenn sie nicht mehr rentierte; und vermag sich das durchaus vorzustellen. Die Schweiz als ehemals rationale Willensnation im Zwiespalt zwischen rückwärts gewandter, mystisch verklärter Nostalgie und unvermeidbarem Reform- und Oeffnungsdruck allenthalben. Da wird schon die eine oder andere apokalyptische Vision gezeichnet, wenn es hoffentlich nicht gar so schlimm kommen muss wie hier skizziert.
Schlimmer wohl war es noch vor 90 Jahren, als am 1. August 1914 Deutschland Russland den Krieg erklärte. Die beiden Kriege haben in unserem Land ein insulares Selbstverständnis begründet, das sich aus der Abschottung nach aussen definiert. Diese Abschottung ist heute glücklicherweise nicht mehr nötig, nicht mehr möglich, ja sogar schädlich! Werden wir es schaffen, auf unserer Insel so zu leben wie die Briten, nämlich offen zur ganzen Welt hin, aber mit einem gesunden Selbstbewusstsein? Falls sich die Geschichte wiederholt (ohne zur Farce zu werden), dann besteht Hoffnung: Zwischen 1848 und 1914 haben wir es einmal gekonnt. Wachen wir also auf aus dem unruhigen Schlaf!
P.S. Der Rütlischwur hat am 8. November 1304 stattgefunden, und die erste 1. August Feier im Jahr 1891 ...
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