17/05/2004

Rekapitulation

Heute bin ich endlich dazu gekommen, den Berg von Zeitungen durchzusehen, der sich in meiner Abwesenheit erhoben hat. Es wäre zwar wesentlich einfacher gewesen, ihn direkt in's Altpapier zu geben, aber dann hätte ich eine Zeitlücke gehabt bezüglich dessen, was in der Welt ausserhalb der USA passiert ist. Davon hört man nämlich dort nichts, sofern es nicht die USA betrifft.

Bei dieser Gelegenheit bin ich auch auf einige interessante Dinge gestossen, die es verdienen, hier wiedergegeben zu werden. Es handelt sich dabei praktisch ausschliesslich um Artikel aus meinem Leib- und Magenblatt (der Neuen Zürcher Zeitung für die, die mich noch nicht lange kennen).

Erstens weist Heribert Seifert auf die Renaissance im Internet der Pressetradition von Foren für Meinungsbildung und gescheite Auseinandersetzung hin. Für besonders erwähnenswert halte ich persönlich den Neuen Phosphoros sowie den französischen largeur.com. Ah, und dann wäre da noch Cosmopolis.ch! Ich werde die alle mal weiter verfolgen.

Ebenfalls spannend ist ein Artikel von Pio Pellizzari von der Schweiz. Landesphonotek in der Ausgabe vom 7.5. über die Konservierung alter Schallplatten via Photographie! Tatsächlich: Die Rillen werden photographiert und ein Algorithmus errechnet aus den Bildern völlig berührungsfrei den akustischen Inhalt dieser Platten. Faszinierend!

Und zum Schluss: Gut gibt es Meinungsvielfalt. Der Streitgegenstand ist Pablo Almodovars neuer Film La Mala Educacion. In der NZZ am Sonntag steht ein grossartiger Text, aus dem ich einfach zitieren muss:

"So sind wir denn, mit den ersten imaginierten Toten, mitten in einem Film, der erst ein mögliches Drehbuch ist. Das erst geschrieben werden muss. Und dessen Ende erst der Anfang des Films von einem Film im Film ist. Einem Film auch von den Anfängein eines brillanten Filmemachers, der zwanzig Jahre später aus der Höhe seiner Kunst und seines Erfolgs zurückblicken wird auf die Menschen - die Opfer? -, die er hinter sich gelassen hat. Ein Regisseur, der natürlich Almodovar heissen könnte. Doch die Frage nach dem autobiographischen Gehalt scheint nicht wirklich von Belang, denn, sagt Almodovar, in der Kunst ist alles Autobiographie, und der Rest ist Plagiat. Einzig die ungewohnte Distanz, ja geradezu emotionale Kühle, mit der der leidenschaftlichste der zeitgenössischen Regisseure hier inszeniert, lässt auf besondere Nähe schliessen."

Soweit Pia Horlacher. Kurz und bündig dagegen Christoph Egger in der NZZ vom 12. Mai: "Zähflüssig, kitschig, banal, ist 'Die schlechte Erziehung' nach so bedeutenden Filmen wie 'Todo sobre mi madre' und 'Habla con ella' eine herbe Enttäuschung." Nun, da wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben als eine eigene Meinung zu bilden ...

So, jetzt ist es aber Zeit für 24. Over and out.

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