19/09/2006

Von Borstlingen und Schmierlingen

   Hon. Die Namen der Winzlinge auf der Walderde tönen wie aus dem Telefonbuch des Feenreichs. Hören wir einmal genau hin: Die porigen Schupplinge treffen sich mit den schuppigen Porlingen bei den zottigen Schirmlingen, dem fleischblassen Milchling und dem geselligen Nabeling und klatschen über die Rolle der Stäublinge im Streit mit dem Satans-Röhrling, der behauptet, der verdrehte Rübling mit der Rotkappe, diese Gift-Lorchel, habe dem gelbmilchenden Becherling mit der Bischofsmütze das Geheimnis verraten, dass der gemeine Felbling und der dünnfleischige Egerling den behangenen Düngerling hinter dessen Rücken einen warzigen Drüsling, einen hässlichen Dickfuss, einen gallertfleischigen Krüppelfuss, ja sogar einen natternstieligen Schleimfuss gescholten habe, was nun den Blättling, den Borstling, den Brätling, den Krempling und den Eier-Wurstling fürchterlich aufregt und den Tränen-Täubling und den wässrigen Faserling, diese beiden Zärtlinge, gar zum Weinen bringt. «Pustularia», meint der fuchsige Streifling, «wir scheren uns einen Pfifferling darum. Wir schicken den brennenden Ritterling mit der abgestutzten Keule, und der wird diesem grossen Schmierling eine Ziegenlippe hauen, so dass er glaubt, seine Totentrompete zu hören!» - Nur weg aus dem Wald, bis der Spuk mit diesen pilzigen Sonderlingen wieder vorbei ist! 

Textkasten in einem Artikel über Pilze in der heutigen NZZ

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